Anthroposophische Gesellschaft
Ludwig-Uhland-Zweig Tübingen
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Nationalismus und Chauvinismus sind überholt

Es ruht wie eine Last auf der Seele, dieses Sich-Erleben in den bloß vererbten Eigen­schaften. ….

Aber mit aller Vehemenz tritt das im sozialen Leben auf. Denken Sie nur, welche Forderungen da auftraten als der Ausfluß einer rie­sigen weltpolitischen Dummheit, die in den letzten Jahren [ca. 1900 – 1920] durch die Welt gezogen ist ! ….. Im allerschlimmsten Sinne wurde nationaler Chau­vinismus gerade in der neuesten Zeit wachgerufen. Und nationaler Chauvinismus klingt heute durch die ganze zivilisierte Welt. Das ist nur das soziale Gegenbild für jene urreaktionäre Weltanschauung, welche alles auf die vererbten Eigenschaften zurückführen will. Wenn man nicht mehr danach strebt, sein Wesen als Mensch zu ergründen und die soziale Struktur so zu gestalten, daß dieses Wesen als Mensch zurechtkommt, sondern wenn man nur darnach strebt, die soziale Struktur so herbeizuführen, daß sie dem entspricht, was man als Tscheche, als Slowake, als Magyar, als Franzose, als Engländer, als Pole und so weiter ist, dann vergißt man alle Geistigkeit. Dann schließt man alle Geistigkeit aus, dann will man die Welt bloß nach den bluts­vererbten Eigenschaften ordnen, weil man immer mehr und mehr dazu gekommen ist, in seinen Begriffen nicht den geringsten Inhalt zu ha­ben. ….  Deshalb mußte man sich anlehnen an irgend etwas, was ganz geistlos ist, die Blutsverwandtschaft, die blutsverwandten Eigenschaften der Nationen, woraus dann nichts anderes geworden ist, als daß Friedensschlüsse zustande gekommen sind – nun ja, wie sie eben zustande gekommen sind –, in denen Leute über die Ge­staltung der modernen zivilisierten Welt Landkarten bestimmt haben, die überhaupt nicht das geringste von den Lebensverhältnissen dieser modernen Welt kennen. Nichts zeigt vielleicht deutlicher den Mate­rialismus der Neuzeit, dieses Verleugnen alles Geistigen, als das Auf­treten des Nationalprinzips.

Das ist selbstverständlich eine Wahrheit, die heute vielen Menschen unangenehm ist. …. Geht man nicht ehrlich darauf ein, daß man den Geist ableugnet, wenn man eine Weltordnung nur auf die Blutsverwandtschaft begründen will, so lügt man; man lügt, wenn man dann sagt, man neige irgendeiner geistigen Weltan­schauung zu.

Und nun sehen Sie sich den Gang der heutigen Weltentwickelung an. Was aus den chaotischen Instinkten der Menschheit herausquillt, das verleugnet ja überall den Geist.

 

Zitat aus einem Vortrag, der am 31.10.2020 in Dornach gehalten wurde. 
Rudolf-Steiner-Gesamtausgabe, Band 200, Seite 127 / 128, 131 - Text  22.4                       

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