Ludwig-Uhland-Zweig Tübingen
Geistig-seelisches Leben und Gehirnvorgänge – Natur- und Geisteswissenschaft
Es ist wirklich so, wie wenn ich über eine Straße gehe und meine Fußtritte als Spuren eingrabe. Geht dann jemand nach, so darf er nun nicht das, was da als Formen meiner Fußtritte sichtbar ist, aus irgendwelchen Kräften ableiten, die im Erdreich selber sind, die gleichsam aus dem inneren des Erdreichs herauf diese Fußspuren markieren würden. Obwohl man, wie meine Fußtritte im Boden, jede Äußerung seelischen Lebens im Nervensystem sieht, so darf doch nicht aus einem inneren „Heraufsteigen aus dem Nervensystem“ erklärt werden, was geistig-seelisches Leben ist. Sondern in dem zubereiteten Boden werden durch das geistig-seelische Leben Spuren eingegraben. ......
Es ist dieses geistig-seelische Leben gegenüber dem Nervensystem so unabhängig wie das Kind gegenüber den Eltern, das selbständige innere Regsamkeit entfaltet, trotzdem die Eltern der Mutterboden für dasjenige sind, auf Grund dessen sich das Kind entwickeln muß. ......
Genau in demselben Sinne muß man sagen: Was sich im geistig-seelischen Sinne regt und sich entwickelt, das macht sich unabhängig von dem Mutterboden, auf dem es gedeihen muß. ......
Genau ebenso wie Naturwissenschaft, wenn sie sich selbst nach dieser Richtung hin vollenden wird, die dreifach gegliederte Seele als Ganze in Zusammenhang bringen wird mit dem ganzen menschlichen Leibesorganismus, so wird Geisteswissenschaft nach der anderen Seite, nach der Seite des Geistes, die Beziehungen des menschlich Geistig-Seelischen zu diesem Geistigen aufsuchen können.
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